Mehr Arbeitsplätze durch TTIP? US-Studie entlarvt leere Versprechungen

von Laurence Wuillemin

Laut TAZ vom 12.11.2014  und Salzburger Nachrichten vom 15.11.2014  werfen die Ergebnisse einer US-amerikanischen Studie ein ganz anderes Licht auf die Prognosen der EU-Kommission. Das Pikante daran ist, dass diese Erkenntnisse von der anderen Seite des großen Teiches kommen.
Neben der Ankurbelung des Wachstums ist das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen einer der ausschlaggebenden Argumente der TTIP-Befürworter.
Nun beweist eine Studie der Universität Tufts in Massachussetts genau das Gegenteil. Als Berechnungsmodell baut sie auf das realistischere Global Policy Model der Vereinten Nationen auf, das im Gegensatz zu den in Auftrag gegebenen Studien der EU-Kommission, nicht nur die Vorteile der Handelsabkommen schmackhaft machen möchte, sondern die Wechselwirkungen mit Ländern berücksichtigen, die nicht zu den Partnern des Handelsabkommens gehören. Die Studie geht davon aus, dass die Rezession in Europa weiterhin herrschen und der Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks eher bescheiden bleiben werden. Die Wirtschaft ankurbeln zu wollen während einer Krise sei falsch, gaben laut TAZ die Forscher bekannt.
Aus einer Pressemitteilung, die Alexandra Strickner von attac Österreich am 13. Oktober 2014 herausgegeben hat, ist zu entnehmen, dass „die Studie belegt, dass TTIP nicht nur ein Angriff auf soziale Standards, Arbeitsrechte, Umweltschutz, nachhaltige Landwirtschaft und Demokratie ist. Die Mehrheit der Menschen würde mit TTIP zugleich einen Verlust an Wohlstand hinnehmen müssen.“ Weiterhin geht Strickner davon aus, dass die Prognose der EU-Studien, wodurch die durch das Handelsabkommen begünstigten Wirtschaftssektoren die Verluste in den anderen schrumpfenden Sektoren kompensieren werden, nicht stimmen. Vielmehr zeigt die Erfahrung in Europa in den letzten Jahren, dass „Wirtschaftssektoren, die einem plötzlich verschärften internationalen Wettbewerb mit ungleichen Bedingungen ausgesetzt sind, weitaus schneller schrumpfen als dies von anderen Sektoren aufgefangen werden kann. Zudem können steigende Löhne im Exportsektor den Verlust an Binnennachfrage (aufgrund sinkender Löhne in der Mehrzahl der Sektoren) nicht ausgleichen“, so Strickner.
Was uns also am Ende winkt, neben dem Wegfall zahlreicher Errungenschaften in verschiedenen Bereichen – wie uns mittlerweile bekannt ist, sind mehr Verluste als Gewinne: Arbeitsplätze weg (bis zu 134.000 in der Bundesrepublik) und sinkende Löhne.
Wie wird SPD-Wirtschaftminister Gabriel darauf reagieren? Wird er dadurch jäh auf den Boden der Realität geholt? Oder wird er weiterhin für eine wunderversprechende Liberalisierung werben? Es bleibt spannend…

Quellen:
Studie der Universität Tufts in Massachussetts
„TTIP kann zum Jobfresser werden“ – Eric Bonse
„US-Studie: TTIP kostet in Europa 600.000 Arbeitsplätze“ – Apa